Mittwoch, 26. Januar 2011

Ijsselmeer 2008

Mein erster größerer Törn mit Rabbit, natürlich in den Niederlanden. Rabbit gibt ein eigenartiges Bild ab auf dem kleinen Trailer und hinter dem doch im Vergleich kleinen Geländewagen. Doch auch für ein Boot ist hin und wieder die Autobahn ein gutes Mittel zum Zweck, das muss ich zugeben. In Naarden beginnt die Reise.

Tag 1: 
Bevor wir die Stadt erkunden, kranen wir den armen Rabbit erst einmal wieder ins Wasser. Er wirkte doch ziemlich betrübt auf Land. Nach notwendigen Vorbereitungen bleibt dann noch etwas Zeit zum Landgang. Naarden ist eine Festungsstadt und hat daher einen interessanten, sternähnlichen Umriss. Ein Wassergraben, der sich um die gesamte Stadt zieht diente wohl ebenfalls irgendwann mal dem Schutz der Stadt, die am Naardermeer liegt. 

Die Stadt ist unglaublich idyllisch. In einer Kirche werden heute Bücher verkauft und so entscheide ich spontan, dass Sherlock Homes Geschichten auf holländisch meine Urlaubslektüre werden. Über das Essen abends im Hafen kann ich nur sagen: Es erinnerte mich doch unheimlich an das griechische Essen. Eigenartig...
Tag 2: 
Ohne genaues Ziel fahren wir los. Das Wetter ist durchwachsen und zu unserem Bedauern fängt es auch bald an zu regnen. Vom Naardermeer segeln wir ins Gooimeer an dem auch Amsterdam liegt und entscheiden uns zur Insel Marken zu fahren, denn sie ist nicht wirklich weit weg. Und ich bin dank der Wellen mal wieder platschnass. Ich habe wohl wieder den guten Poseidon vergessen. Als wir ankommen, sind wir alle bis auf die Knochen durchnässt.

Nachdem es endlich aufhört zu regnen, und wir uns und unsere Klamotten kurz zum Trocknen auf eine Leine hängen konnten, erkunden wir die Insel und besuchen das Paard von Naarden. Ein evangelischer Pastor merkt wohl, dass wir Katholiken sind und schickt uns über den Deich den langen Weg (über eine Stunde) zu dem bekannten Leuchtturm. Sogar die Sonne kommt nun hin und wieder raus. Auf dem Rückweg finden wir gekonnt den kurzen Weg durch die Stadt (20 min). 



Tag 3: Von Marken segeln wir nach Enkhuizen. Die Stadt eignet sich wunderbar für einen Stadtbummel. Kleiner Tip: Frikandel in Blätterteig mit Curryketchup! Lekker!! 

Tag 4: 
Von Enkhuizen geht es erstmal durch die Schleuse. Wir verlassen das Gooimeer und sind zum ersten mal auf dem Ijsselmeer. Unser Ziel heute ist Lemmer auf der anderen Seite. Die Überfahrt ist kein Problem. Lemmer, des Deutschen liebste Stadt am Ijsselmeer, ist aber nicht unsere Stadt. 
Tag 5: 
Das nächste Ziel: Urk, eine ehemalige Insel auf der die Fischerei seit jeher der Hauperwerb ist. Das Wetter ist den ersten Tag richtig super. Es ist zwar recht windig...
 




...so dass mein Handtuch zum Fähnchen im Wind wird und warm ist es auch nicht, aber das kann uns nicht die Laune verderben.

Die Urker im Sporthafen versuchen mich mit dem Hafenmeister zu verkuppeln, doch das lehne ich lieber dankend ab.
Die Niederländer sind zu uns eh besonders lieb, denn aufgrund meines Studiums spreche ich gut niederländisch und versuche es erst gar nicht mit deutsch. Die Deutschen gehen immer zu leicht davon aus, dass jeder ihre Sprache sprechen kann... das würde mich auch Nerven wenn ich nicht selbst Deutsche wäre und die Sprache nicht könnte.
 

Tag 6: 
Von Urk aus zieht es uns wieder quer über das Ijsselmeer, nach Medemblik. Das Wetter ist super, aber ohne warme Segelsachen kommen wir immer noch nicht aus.



In Medemblik genießen wir den herrlichen Tag und schauen uns ganz genau um. Das Ijsselmeer ist einfach toll und die Städte daran haben ihren ganz eigenen Charme.

Abends zieht eine schwarze Wolkenfront über uns auf. Es regnet nicht aber die iddylische Stimmung bekommt etwas düsteres...
Tag 7: 
Von Medemblik segeln wir nach Hoorn. Wir hüpfen von einer Stadt in die nächste. Hier haben wir viel Zeit um die Stadt von allen Seiten zu erkunden. Das Wetter bleibt gut und abends gibt es leckeres mexikanisches Essen.
Tag 8:
Vorbei an Enkhuizen, durch die Schleuse, vorbei an der Insel Marken mit ihrem Leuchturm geht es zurück nach Naarden. Der Himmel hat sich wieder zugezogen und es ist weiterhin kalt obwohl wir August haben. Das Ijsselmeer zeigt sich halt von seinen besten Seiten. Rabbit freut sich auch schon auf seine Heimat in Roermond, aber auch er hat den Ausflug am Ijsselmeer sicher genossen, denn so einige Male hörten wir ein Brummen, wie das Brummen eines Motors, obwohl wir unter Segeln fuhren. Wir scheinen so einige Male Rabbit's Rumpfgeschwindigkeit erreicht zu haben.


Rabbit

Dienstag, 25. Januar 2011

Ägäis 2005

Es ruft ein Abenteuer, es winken fremde Welten, ein unbekanntes Land und einzigartige Momentaufnahmen. 
Es zieht uns in die Ägäis, eine der unglaublichsten und schönsten Inselwelten auf unserem Planeten oder, sagen wir mal, zumindest in Europa. 14 Tage Sonne, Meer und Erholung. So war zumindest der Plan bis... aber beginnen wir am besten ganz von vorne: 

1. Oktober 2005: 
Nach unserer Landung in Athen und einer kleinen Reise mit den öffentlichen Verkehrsmittel durch weniger glanzvolle Stadtteile Athens, chartern wir die "Corali", eine Bavaria 37, im Hafen Kalamaki. Unsere Crew besteht aus dem wagemutigen Kapitän Heinz, dem abenteuerlustigen 17-jährigen Co-Kapitän Peter, der Smutje Gabi, und den Matrosen, Anika (18 Jahre) und meiner Wenigkeit (19 Jahre). Eine ungewöhnliche Crew, so scheint es, denn im Hafen treffen wir auf Männercrews, die uns skeptisch beäugen. Männercrews sind hier, wenn man es so ausdrücken will, die vorherschende Lebens-...äh Segelcrewform, das Segelrevier gilt als rau und nicht immer einfach. So wird der Kapitän sogar gefragt, wo er denn seine Crew gelassen hätte. Doch fahren wir schließlich außerhalb der Sturmsaison (so sagt jedenfalls das Seemannsgarn).


Des Abends frischt der Wind ein wenig auf. Ein Strandrestaurant läd uns mit unglaublicher Aussicht auf die Küste Athens zum Genießen unseres ersten Abends ein. Ganz nebenbei erfinden wir ein neues Seemannsspiel: Beim Codewort "Welle" müssen die Seeleute ihre Füße schnell anheben und in Sicherheit bringen. Wer verliert, hat nasse Füße, denn das Wasser des nun aufgewürbelten Meeres errecicht noch locker unseren Tisch. Trotz nasser Füße... 
... und stürmischer Aussicht auf die nächsten Tage, lässt sich unsere Crew jedoch nicht die Laune verderben. Noch einen Punkt gibt es ohnehin auf der heutigen Tagesordnung: Athen bei Nacht. Die Stadt schafft es leider wirklich nicht unter meine Lieblingsstädte, auch bei Nacht.





2. Oktober:
Am nächsten Morgen, wir wollten es kaum glauben, hatte sich der Wind wieder gelegt. FLAUTE. Bei blauem Himmel angelt sich die Smutje vom Boot aus... einen Kapitän, einen Co-Kapitän und zwei Matrosen... eine kleine Abkühlung konnten wir alle mal gebrauchen.  Und so erreichen wir mit einer wunderschönen Aussicht... 
... wenn auch eventuell nicht mit der vollständigen Crew an Bord ... 



... und leider auch nicht unter Segeln...







... den schönen Hafen von Kithnos.










3. Oktober: 
Das Wetter hält sich und so geht es es auch am nächsten Tage munter und hin und wieder auch schwimmend bei 2 Beaufort weiter auf die nächste Insel... Serifos.
Zwar lieben wir die See, doch auch der ferne Berg ruft unseren Namen. Von der oben gelegene Stadt genießen wir die herrliche Aussicht auf das tiefe blau und ferne Ziele.


Die schönen griechischen, weißen Gebäude und unendlich vielen Kirchen und Kapellen faszinieren, auch wenn sie einfach gehalten sind.
4. Oktober:
Der Wind hat aufgefrischt. Er bläst nun aus Norden mit 4 Beaufort. Das Wetter ist weiterhin herrlich und so erreichen wir an diesem schönen Tag ohne viel Mühe den Hafen von Adamas auf der Insel Milos.  
5.Oktober:
Landtag! Mit einem gemieteten Auto bewegen wir uns heute mal ungewohnt über diese schöne Insel, auf der es so einiges zu sehen gibt. Wir besichtigen die weißen Felsen von Sarakiniko...
... die bunten Fischerhäuser von Milos...
... und bunten Farben von Plaka. Erstaunlicherweise sieht es hier wirklich so aus wie auf einer Postkarte. 
Es ist so schön hier, dass wir nichts böses ahnen und obwohl wir die Warnungen unserer Kameraden von anderen Schiffen erst nehmen, dass die Speedfähre Boote in unserem Hafen gegen die Kaimauer schleudern könnte und daher unser Boot so weit wie möglich von dieser weg legen, erwartet uns am Nachmittag eine böse Überraschung. Tatsächlich fährt eben heute diese Catermaranfähre mit massiver Geschwindigkeit in den Hafen ein. Sie bremst und löst damit unter der Wasseroberfläche eine Welle aus, die an der Hafenmauer abprallt und dadurch erst an die Oberfläche gelangt. Unser Boot wird erfasst. Das Boot mit Peter, Anika und mir an Bord wird wie ein Spielzeug hoch- und runtergeschleudert, vorwärts und rückwärts.

Zum Glück waren wir weit genug von der Kaimauer entfernt, einige andere müssen ihre Reise hier beenden. Doch auch wir konnten nicht mit der Schwimmleiter rechnen, die nicht ordentlich am Boot befestigt werden konnte und soauf dem Pfänder aufschlug, gegen die Mauer prallte und sich zurück ins Boot drückte. Zwei Löcher in unserem Boot, ein vergleichbar harmloser Schaden. 12 Boote sind insgesamt betroffen, teils nicht mehr fahrtüchtig.
6.Oktober: 
Zwangsweise verbringen wir einen weiterer Tag an Land. Während wir darauf warten, dass die Flickmasse am Boot trocknet, eine notdürftige und nicht besonders fachmännisch angebrachte Flickmaßnahme des Eigners, legen wir einen Strandtag ein. So lernen wir jedoch noch einen Weltumsegler kennen, der neben uns anlegt, ein Amerikaner auf seiner dritten Umrundung. Sein Boot und seine Reisen sorgen für einigen Gesprächsstoff.

7.Oktober: 
Hisst die Segel, bindet euch am Mast fest - oder zieht euch wenigtens ordentlich an - denn jetzt wird es stürmisch. Auf nach Ios. Der Wind weht aus Norden mit 5-6 Beaufort in Böen auch bis zu 7 Beaufort. Nach Ios müssen wir kreuzen und auf dem Meer ist es kalt. Zum Glück haben wir alle ordentliche Segelsachen. Als wir den Hafen von Ios erreichen, messen wir unglaubliche 30 Grad. Und so nutzen wir das erneut gute Wetter. Es treibt uns hoch zur Kora.

8.Oktober: 
Antiparos. Heute wollen wir in einer Bucht vor Anker gehen. Den Ormos (Ankerplatz) Despotiko zwischen Antiparos und Despotiko erreichen wir gegen Mittag.
Trotz fehlender Badeleiter und 16-17Grad Wassertemperatur gehen einige Crewmitglieder schwimmen. Die Bucht ist wunderschön, menschenleer und absolut ruhig.
Die Nachtwache wird gerecht aufgeteilt. Jeder übernimmt 2 Stunden. Die erste und die zweite Schicht übernehmen der Kapitän und die Smutje gemeinsam. Meine Schicht ist mitten in der Nacht von 2-4 Uhr. Die schwerste Schicht für die Meisten, doch ich liebe diese Zeit. Bis auf das Rauschen des Meeres ist es totenstill und man sieht jeden einzelnen Stern am Himmel. Ich zähle die Sternschnuppen die hier haufenweise am Nachthimmel vorbeiziehen. Der Co-Kapitän und der zweite Matrose übernehmen die letzten zwei Schichten der Nacht. Gegen Ende der Nacht zieht jedoch ein Gewitter auf. 
9.Oktober:
Das nächste Ziel: Paros. Das Wetter ist nicht ganz so gut aber zumindest ist es nicht mehr ganz so windig wie in den letzten Tagen. Der Hafen von Parios wird umgebaut und so wird schnell und demokratisch entschieden: Naxos ist das bessere Ziel. Dort ergattern wir noch gerade so einen Ankerplatz im Hafen. Ein deutscher Aussteigern direkt neben uns, empfiehlt uns ein gut aussehendes Restaurant, aber über das Essen verliert man besser kein Wort.   

10.Oktober:
Da der Wind immer noch stark weht entscheiden wir uns, die größte Insel der Kykladen mit den Rollern zu erkunden. Bergauf, bergab ist auch dies ein beeindruckendes Abenteuer.
Auf den schmalen Bergstraßen haben wir nicht nur eine tolle Aussicht, es ist auch ein unglaubliches Gefühl, so über die Berge zu flitzen. 



Wagemutig stören wir sogar die Ruhe der schlafenden Riesen von Naxos. Eine wirklich beeindruckende Insel.
Das Wahrzeichen von Naxos
11.Oktober: 
Noch eine besonders bekannte Insel lockt: Mykonos
Bei Wind aus Norden mit 6-7 Beaufort müssen wir kreuzen um die Insel zu erreichen. Die Meerenge zwischen Mykonos und Delos macht uns besonders zu schaffen. Wir müssen die Segel einholen und mit dem Motor der Welle entgegen fahren. Jede 2. Welle durchnässt den Kaitän bis auf die Knochen. 
Der neue Hafen von Mykonos ist eine Schande, nicht nur was die Anlegemöglichkeiten angeht. Nur mit einer gewagten Konstruktion aus Seilen, die meilenweit gespannt werden, können wir das Boot hier halten. Kleine Schiffe  scheinen nicht willkommen, riesige Kreuzfahrer findet man hier wohl immer. 
Auch die Insel selbst kann uns nicht überzeugen. Sie ist von Touristen überlaufen und hat nicht mehr den Charme der anderen Inseln in der Ägäis. 
Ruhiger wird die Stadt nachdem die Kreuzfahrer wieder eingesammelt sind. Trotzdem können dem Ganzen trotzdem etwas gutes abgewinnen. Hier gibt es endlich einmal gutes deutsch-griechisches Essen: Gyros. Das findet man sonst auf keiner Insel. Das einzige weitere gute Restaurant auf Kithnos gehörte einem Österreicher. 
12.Oktober:
Bei Windstärken bis 8 Beaufort (wir haben scheinbar ein für diese Jahreszeit untypisch stürmisches Wetter) geht es zurück nach Kithnos
Auf dem Weg dahin versucht eine "Männercrew" uns einzuholen. Sie geben sich alle Mühe und obwohl ihr Boot deutlich größer ist scheitern sie kläglich. Ihnen fehlt dann wohl doch der Mut zu mehr Segel. Wer refft verliert, das Motto des Kapitän!


Wieder erreichen wir den Hafen von Loutra auf Kithnos. Doch heute benehmen sich die Griechen ganz besonders eigenartig. Sie zeigen ein eher komisch anmutendes Schauspiel, indem sie Schafe durch die Dorf treiben. 
13.Oktober:
Bei schwächerem Wind von 3-4 Beaufort segeln wir am vorletzten Tag zum Kap Sounion. Wir legen in der Bucht unterhalb des Tempels an. Ein praktischer Parkplatz bei all dem Tourismus hier. Mit unserem Schlauchboot setzen wir über und besichtigen den Tempel des Poseidon. Mir stellt sich unweigerlich die Frage, ob wir weniger Sturm gehabt hätten wären wir zuerst zu diesem Tempel gekommen. Auf eine Nachtwache verzichten wir, dank des besseren Wetters und des GPS.